Die Alchemie von J.K.Rowling
im Licht der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz
Hans Andréa Übersetzung: Janine Paliwoda
ISBN: 978399146231-6
"Ich wollte nie eine Hexe sein, sondern eine Alchemistin, das ist etwas ganz anderes.
Um die Welt der Zauberer zu erfinden, habe ich unglaublich viel über Alchemie gelernt.
Vielleicht werde ich vieles in diesem Buch nicht verwenden, aber ich muss genau wissen, was Magie kann und was sie nicht kann, um die Parameter zu bestimmen und die innere Logik der Geschichte herzustellen."
J.K. Rowling
Die verborgene, spirituelle Kraft in Harry Potter
Tief unter all der Aufregung, dem Mysterium und der Spannung in Harry Potter gibt es eine tief spirituelle Symbolik, welche die Fans und die Massenmedien übersehen haben, welche aber trotzdem vom Unterbewusstsein von Millionen von Kindern allen Alters und überall auf der Welt aufgenommen wird. Es ist eine Verschwörung der Liebe, ein Triumph göttlichen Lichtes. Wenn wir das Beiwerk weglassen, steht die eigentliche Geschichte von Harry Potter mit allen großen Mythen, Epen und biblischen Erzählungen seit unendlichen Zeiten im Einklang. Die Symbolik in Harry Potter ist universell und zeitlos. Schauen wir uns nur die Grundgeschichte an: Es wird eine Prophezeiung gemacht, dass ein Baby geboren wird, welches die Welt verändern wird. Er wird geboren und ein Stern erscheint, um seine Geburt anzukündigen. Als dem König dieser Welt die Geburt zu Ohren kommt, versucht er das Baby zu töten, scheitert aber. Das Kind wächst an Weisheit und Gestalt und wird ein von Gott und den Menschen Geliebter. Er vollbringt bereits in jungen Jahren Wunder, als er aber älter wird, weiss er, dass er seinen Urfeind, Satan, besiegen muss. Unser Held macht sich bereit, um sich selbst für die Welt zu opfern und so gibt er sich, ohne sich zu verteidigen, geschlagen, um dem sicheren Tod ins Auge zu schauen. Er wird getötet und geht in eine Unterwelt, wo er wählen kann, ob er «weitergehen» oder zurückkommen möchte. Er kommt als Sieger zurück, als Überwinder des Todes, das heißt als ein Meister ewigen Lebens, um die Welt vom Bösen zu befreien. Wir alle kennen diese Geschichte - es ist die Geschichte von Jesus. Aber es ist auch die Geschichte von Harry Potter. In Harrys Fall ist der Stern Sirius, der zu seinem Paten wird. Schon in jungen Jahren rettet Harry viele Leben, gewinnt Kämpfe gegen Drachen und riesige Schlangen und sieht dem Tod durch Voldemort immer wieder ins Gesicht.
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Eine Buchbesprechung:
Was einst in den alten Mysterienschulen in Griechenland und dem Mittleren Osten wenigen gegeben wurde, ist jetzt öffentlich für alle, die Ohren haben, um zu hören, und Augen, um zu sehen. Diese Erkenntnis manifestierte sich in mir im letzten Jahrzehnt, als ich „Harry Potter“ immer wieder las und auch vernahm, was andere dazu sagten. Die Freude dieser Entdeckung steigt immer wieder in mir auf und raubt mir buchstäblich den Atem. Manchmal frage ich mich sogar, ob ich das alles ausschließlich träume; aber wenn ich an die kraftvollen Symbole in diesen Büchern denke und durch meine eigenen spirituellen Entdeckungen komme ich immer wieder zur gleichen Schlussfolgerung: „Harry Potter“ ist eine Geschichte von solch unglaublicher spiritueller Schönheit und Kraft, dass sie die Welt verändern wird.
„Interpretation ist Bedeutungszuschreibung, nicht Bedeutungsentnahme.“ Dieser Satz aus der modernen
Literaturwissenschaft weist darauf hin, dass wir beim Lesen eines Textes als Leser eine schöpferische Leistung vollbringen: Wir geben dem Gelesenen Bedeutung, auf der Basis unseres Bewusstseinszustandes. Das ist – auch – ein schöpferischer Prozess, der sich entlang einer vom Autor gelegten Spur vollzieht. Die Absichten des Autors, der Autorin, sind dabei ebenso bedeutsam wie die Möglichkeiten des Lesers, der die Interpretation vollzieht.
Hans Andréa, geboren 1944, ist seit den Sechzigerjahren Mitglied der Schule des Goldenen Rosenkreuzes. Die gnostische Philosophie des Rosenkreuzes ist also die Basis, auf der er seine Interpretation der Buchreihe „Harry Potter“ von J.K. Rowling aufbaut. Das gelingt zwanglos, wie sich zeigt.
Anhand der einzelnen Figuren in der Harry-PotterErzählung zeichnet Hans Andréa den zutiefst christlichen, rosenkreuzerischen Weg der Selbstübergabe und der Überwindung der natürlichen Polarität nach. Er zeigt dabei, dass in J.K. Rowlings Buchreihe nicht nur zahllose Erscheinungen der Natur (einschließlich ihrer jenseitigen Bereiche) abgebildet sind, sondern auch, welche Rolle einzelne Persönlichkeitsaspekte bei der Überwindung dieser Natur und bei der Wiederherstellung des ursprünglichen Lebenszustandes spielen. Er versteht die Figur des Harry Potter als einen Avatar für den Christusmenschen, ähnlich dem Christian Rosenkreuz in der Alchymischen Hochzeit. Harry ist geboren aus der reinen Sehnsucht im Herzen (Lily, seine Mutter) und dem Heilbegehren (James, sein Vater), und sein Weg ist ein Weg der Selbstopfer, des Ausharrens und einer neuen, intuitiven Intelligenz der Seele, die sein Handeln bestimmt.
Es ist erstaunlich, wie Andréa in der so populären und effektvoll verfilmten Geschichte unzählige subtile gnostische Anspielungen und Hinweise findet, die für den normalen Leser erst einmal unzugänglich sein dürften. Dabei sind die Namen der Figuren und Orte oft – hat man es erst einmal gesehen – unverkennbare Hinweise auf das Gemeinte. Die Metaphern sind stimmig, die Symbolik ist eindeutig. Es bleibt kaum Zweifel, dass sich hier eine neue Version der den Menschen seit Urzeiten immer wieder in neuer Form überbrachten Befreiungsbotschaft manifestiert. Sollte das wirklich so sein, dann wäre es ein genialer strategischer Schritt, um die Botschaft der göttlichen Herkunft und Bestimmung des Menschen neu zu verbreiten und ins kollektive Gedächtnis einzuschreiben. Welche Rolle die Autorin dabei spielt, und wie bewusst sie sich dessen ist, das kann offen bleiben.
Vielleicht liegt aber der eigentliche Wert dieser HarryPotter-Interpretation gar nicht darin, diese Geschichte zu erklären. Denn Andréa schafft in seinen Texten noch etwas anderes: Er legt die Philosophie des Rosenkreuzes konkret, detailliert und logisch dar, so dass die Prozesse verständlich werden, die sich im menschlichen System beim Gehen des christlichen Befreiungsweges auf allen Ebenen abspielen. Der Aufbau von Kosmos und Mikrokosmos, der Fall aus dem ursprünglichen göttlichen Lebensgebiet, die notwendigen Prozesse auf dem Weg zur Rückkehr dorthin, das alles wird mit großer Klarheit und Einfachheit umrissen, so dass diese Skizze mithilfe eigener Erkenntnis ausgefüllt und mit Farbe versehen werden kann.
Im zweiten Teil des Buches nimmt Andréa Bezug auf die Alchymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz und auf Jan van Rijckenborghs Erklärungen dazu. Er zeigt erstaunliche Parallelen, die helfen, das – in beiden Texten recht unübersichtliche – Geschehen zu begreifen und in Bezug zum menschlichen Leben und Streben zu stellen. Das kann manchmal augenöffnend sein, es geht jedenfalls tiefer, als man erwartet.
Das Buch basiert auf Artikeln in einem Blog. Deswegen gibt es sehr viele Wiederholungen und Doppelungen in den einzelnen Kapiteln. Bestimmte Bilder und Themen kehren häufig wieder, was den Lesegenuss etwas trübt. Trotzdem ist dieser Kommentar zu den sieben Harry Potter-Bänden eine bereichernde, inspirierende und oft auch amüsante Lektüre, vor allem für den mit der gnostischen Philosophie des Rosenkreuzes schon etwas vertrauten Leser.
Christoph Reichelt
Aus dem Englischen übersetzt von Janine Paliwoda, Novum Verlag, Zürich, 2023, Taschenbuch, 304 Seiten, 22,30 €
Hier können Sie einzelne Kapitel lesen:
Kapitel-1 - Die verborgene, spirituelle Kraft in Harry Potter
Kapitel-2 - Lily
Kapitel-3 - James
Kapitel-4 - Voldemort
Kapitel-5 - Harry(1)
Kapitel-6 - Harry (2)
Kapitel-7 - Harry (3)
Kapitel-8 - Harry (4)
Kapitel-9 - Harry (5)
Kapitel-9 3/4 - Neun drei Viertel
Kapitel-10 - Harry (6)
Kapitel-11 - Harry (7)
Kapitel-12 - Harry (8)
Kapitel-13 - Harry (9)
Kapitel-14 - Harry (10)
Kapitel-15 - Harry (11)
Kapitel-16 - Harry (12)
Kapitel-17 - Harry (13)
Kapitel-18 - Harry (14)
Kapitel-19 - Teile 5 6 7 Einfuehrung
Kapitel-20 - Harry (15)
Kapitel-21 - Harry (16)
Kapitel-22 - Harry (17)
Kapitel-23 - Sirius (1)
Kapitel-24 - Peter Pettigrew
Kapitel-25 - Sirius (2)
Kapitel-26 - Sirius (3)
Kapitel-27 - Harry und Sirius
Kapitel-28 - Hedwig
Kapitel-29 - Hagrid
Kapitel-30 - Ron
Kapitel-31 - Hermine
Kapitel-32 - Snape
Kapitel-33 - Lupin
Kapitel-34 - Dumbledore
Kapitel-35 - Dobby
Kapitel-36 - Narcissa Malfoy
Kapitel-37 - Lucius Malfoy
Kapitel-38 - Draco Malfoy
Kapitel-39 - Crabbe und Goyle
Kapitel-40 - Minerva McGonagall
Kapitel-41 - Der Phoenix
Kapitel-42 - Neville Longbottom (1)
Kapitel-43 - Neville Longbottom (2)
Kapitel-44 - Die Weasleys
Kapitel-45 - Ginny Weasley
Kapitel-46 - Ronald Bilius Weasley
Kapitel-47 - Fred und George Weasley
Kapitel-48 - Percy Weasley
Kapitel-49 - Charlie Weasley
Kapitel-50 - Arthur und Molly Weasley
Kapitel-51 - Bill Weasley
Kapitel-52 - Dolores Umbridge
Kapitel-53 - Die Goldenen Statuen (1)
Kapitel-54 - Die Goldenen Statuen (2)
Kapitel-55 - Hagrid und die Reisen
Kapitel-56 - Gilderoy Lockhart
Kapitel-57 - Die Vier Hausgeister
Kapitel-58 - 12 Grimmauld Place
Kapitel-59 - Kreacher
Kapitel-60 - Der Sohn der Witwe
Kapitel-61 - Der Goldene Schnatz
Kapitel-62 - Harry Potter kann depressionen heilen
Kapitel-63 - Inferi
Kapitel-64 - Gebet Felix Felicis
Kapitel-65 - Die Zahl 12
Kapitel-66 - Die Sieben Horcruxe
Kapitel-67 - Regulus Arcturus Black
Kapitel-68 - Die 12 Todesser
Kapitel-69 - Das Waisenhaus
Kapitel-70 - Merope Gaunt
Kapitel-71 - Lycanthropie
Kapitel-72 - Hagrid und die Spinnen
Kapitel-73 - Dementoren
Kapitel-74 - Unsichtbarkeit
Kapitel-75 - Der Raum der Liebe